Warum eine Schneefräse?
Faszination
Eine Schneefräse ist für mich einfach der König unter den Anbaugeräten. Wer einmal live die Schneefontäne gesehen hat... und auch Bilder faszinieren.

(Copyright Photo: Helmut Reimer)
Kraftverhältnisse
Getestet hab' ich's nicht, aber vermutlich entwickelt ein Modell-Unimog mit Schneeräumschild nicht genug Schubkraft für nassen oder festgetretenen Schnee, oder hat mit schräggestelltem Räumschild Schwierigkeiten, die Spur zu halten. Physikalisch läßt sich das etwa so erklären: Eine bestimmte Fläche einer Schneedecke muß vom Boden abgerissen werden oder die verfestigte Schneedecke muß aufgebrochen werden, um als loser Haufen beiseitegeschoben zu werden. Die dabei auftretenden Kräfte hängen von Querschnitten, also Flächen ab und reduzieren sich gegenüber der Wirklichkeit mit dem Quadrat des Maßstabs. Die Schubkraft hängt von der Haftreibung der Räder auf dem Untergrund, also vom Gewicht des Modells ab. Und dieses reduziert sich mit der dritten Potenz des Maßstabs - bei Verkleinerung wird es also immer schwieriger. Eine Schneefräse hingegen "frißt" den Schnee aktiv weg, ohne auf große Schubkraft angewiesen zu sein. Bei zu schwacher Antriebsleistung der Fräswalze kann man langsamer fahren, aber die Sache wird nicht gleich unmöglich.

Schneehöhe
Es hat über Nacht 10 cm geschneit - endlich eine Aufgabe für den Winterdienst im Maßstab 1:8. In der Wirklichkeit müßten aber 80 cm Schneehöhe auf einmal geräumt werden - und dafür setzt man kein Räumschild mehr ein. Die Schneehöhen, mit denen ein Modell konfrontiert wird, bearbeitet man also besser mit einer Schneefräse.

Planung
Vorbild/Typ
Es gibt mehrere Bauarten:
Seiten-Schneeschleudern oder Seitenfräsen werden eingesetzt, wenn man die vom Räumen aufgeworfenen Schneewälle beseitigen will. Sie haben ein Schild, das den Schnee trichterförmig auf ein Schleuderrad zuführt, das nur einen Teil der Räumbreite ausmacht.

Frässchleudern haben einen langsamlaufende Spiral-"Quirl", welcher den Schnee einer ganzen Fahrzeugbreite abfräst und einem dahinter laufenden Schleuderrad zuführt. Auch kleinere handgeführte Fräsen arbeiten so. Der langsam laufende Quirl ist unempfindlich gegen Anstoßen am Untergrund oder an festen Gegenständen. Leider ist die Baulänge und damit das Übergewicht vorne am Unimog groß, darum wollte ich dieses Prinzip nicht bauen.

Walzenfräsen haben eine schnelllaufende Spiralwalze, die den Schnee auf der ganzen Räumbreite abfräst und über einen oder zwei Schächte sofort ausschleudert. Die Walze hat meist einen dicken Kern, in dem sich beim Modell ein leistungsfähiger Antrieb verstecken läßt.

SCHMIDT Schneeschleuder

(Copyright: Fa. SCHMIDT)

SCHMIDT Schneeschleuder

(Copyright: Fa. SCHMIDT)

SCHMIDT Schneescheuder

(Copyright: Fa. SCHMIDT)

SCHMIDT Schneeschleuder

(Copyright: Fa. SCHMIDT)

Das letzte Bild, wie alle in diesem Abschnitt dem Katalog der Fa. Schmidt entnommen, zeigt die Schneefräse VF-Z. Sie ist mit den Räumbreiten 2400 und 2600 mm lieferbar und wird über die Zapfwelle vom Trägerfahrzeug angetrieben. Die Fräswalze hat einen Durchmesser von 1000 mm. Da die Stirnfläche der Fräswalze nicht durch feststehende Verkleidungen oder Lagerschilde verdeckt wird, wird der Schnee auch beim Rangieren des Trägerfahrzeugs abgefräst und der Schnee nicht seitlich gedrückt, das hilft wiederum im Modell mit der geringen Schubkraft

Antrieb
Der Antrieb über Zapfwelle wäre zwar vorbildgetreuer, aber mit Kardangelenken und Winkelgetrieben vermutlich etwas klapprig. Außerdem sagten mir meine Vermutungen über die benötigte Antriebsleistung, daß diese sich nicht einfach vom Antriebsmotor des Unimog-Modells abzweigen läßt. Unter der Motorhaube wird auch kein Platz für einen zweiten starken E-Motor sein. Dafür läßt sich im Inneren der Walze ein wirklich starker Motor unterbringen. Direktantrieb? Das Gefühl sagt, daß normale (bezahlbare und nicht unheimlich massive und schwere) Motoren drehmomentmäßig überlastet wären. Eine überschlagsmäßige Rechnung ist über die Auswurfgeschwindigkeit möglich. Bei den Originalen habe ich noch keine Wurfweiten-Angabe über 40 m entdeckt, das wären 5 m beim 1:8er Modell. Ein bißchen eindrucksvoller darf es sein, sagen wir also, wir wollen den Schnee 5 m senkrecht hoch schleudern. Dafür ist eine Anfangsgeschwindigkeit von knapp 10 m/s nötig. Eine Walze von 140 mm Durchmesser (Maßstab 1:7,2) hat diese Umfangsgeschwindigkeit bei 1350 U/min, das ist sicher zu langsam für Direktantrieb mit gängigen E-Motoren. Ich plante deshalb eine Antriebseinheit mit einer 14:40 Stirnradstufe im Modul 1. Um das 40er Abtriebszahnrad herum kann ich 1 bis 4 Motoren der 550er Klasse anordnen und so die Antriebsleistung noch anpassen. Die Motoren sind als Sonderposten oft billig zu bekommen.